"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Tour for Kids - an einem Tag über die Alpen

Am Samstag, den 11. August war es soweit, mein längster Tag auf dem Rad stand bevor. Um 1:45 Uhr klingelte der Wecker im Hotelzimmer in Bozen. Wie konnte ich mich nur auf diesen doch etwas speziellen Radsport-Event einlassen? Um diese Uhrzeit aufstehen und dann rund 15 Stunden auf einem harten Fahrradsattel sitzen, das kann man sich doch nicht freiwillig antun, oder? Doch man kann!

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Zieleinfahrt in Ravensburg

Steckbrief der Tour for Kids 2012
- Event: Charity-Rad-Event für die „Radio 7 Drachenkinder“
- Hauptsponsor: Volks- und Raiffeisenbanken
- Teilnehmer: ca. 150 Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer
- Start: um ca. 03:00 Uhr in Bozen (Südtirol)
- Ziel: um ca. 20:00 Uhr in Ravensburg
- Tourdaten: ca. 370 km | ca. 3.600 hm | ca. 15 h

Als ich bei der Leutkircher Bank erfahren habe, dass der Tour-for-Kids-Hauptsponsor die Volks- und Raiffeisenbanken im Bezirk Ravensburg, Bodensee und Sigmaringen sind, war mein Interesse sofort geweckt. Ich hatte bereits 2011 über dieses Langstrecken-Spektakel in der Schwäbischen Zeitung gelesen und war beeindruckt. Die Chance 2012 dabei sein zu können, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ich konnte noch meinen Arbeitskollegen Herbert Birker dafür gewinnen, so dass wir die Volksbanken-Farben während der Tour hochhalten konnten. Als weiterer Begleiter schloss sich uns noch Pat Gehrig an. Am Freitag, den 10. August fuhren wir dann gemeinsam zur Oberschwaben Halle nach Ravensburg, wo die Akkreditierung stattfand. Mein Eindruck von der Organisation und der Atmosphäre war von Anfang an sehr positiv. Alle Aufgaben wurden perfekt koordiniert und irgendwie lag ein besonderer Spirit in der Luft. Das war wohl eine Mischung aus Vorfreude und einer gehörigen Portion Respekt. Schon nach kurzer Zeit kam man mit einigen bekannten, aber auch mit fremden Teilnehmern ins Gespräch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich wildfremde Menschen beim Sport auf eine ganz vertraute und lockere Art näher kommen. Nachdem also das Eis gebrochen und die Organisation erledigt war, machte sich die Karawane mit mehreren Bussen und einem LKW (voll beladen mit Rennrädern) auf nach Bozen. Die Tour-for-Kids-Familie bestand übrigens aus dem Organisations- & Support-Team, den Tour-Guides, den Motorrad-Marshalls, den Fotografen, dem Regio-TV-Team und natürlich aus uns Teilnehmern.

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Auf der Strecke

In Bozen angekommen war wieder alles bestens organisiert und vorbereitet. In Rekordzeit konnten alle ihre Zimmerkarten abholen und das klimatisierte Hotelzimmer beziehen. Eine gute Stunde später gab es ein sehr reichhaltiges und leckeres Abendessen. Mit aufgefülltem Kohlenhydratspeicher und einer etwas zu engen Hose, ging es dann direkt zum Briefing. Hier wurden alle nochmals mit einem genialen Film über die Vorjahres-Tour eingestimmt und mit wichtigen Informationen versorgt. Drei Stunden Schlaf wären noch möglich gewesen, aber leider nicht für mich - ich konnte keine einzige Minute schlafen. Nach einem Frühstück in Rekordzeit und den letzten Vorbereitungen ging es dann mit dem Rad vor das Hotel. So wie es aussah waren wir die letzten. Hier standen nämlich schon alle mit ihren beleuchteten Rädern und konnten den Startschuss nicht mehr erwarten. Als dann die italienischen Motorradpolizisten mit einer halbstündigen Verspätung doch noch eintrafen, sollten die Spiele beginnen.

Die Temperaturen um 3:00 Uhr in der Früh waren sehr angenehm und so fuhren wir die ersten Stunden noch bei Dunkelheit in Richtung Brenner. Es war ein beeindruckendes Erlebnis in den Tagesanbruch rein zu radeln. Am Anfang ging es die meiste Zeit leicht bergauf und ab Sterzing mussten bis auf den Brenner-Pass nochmals ein paar zusätzliche Höhenmeter bewältigt werden. Oben angekommen konnten wir uns erstmalig von den reichhaltig ausgestatteten Verpflegungsstationen überzeugen. Das Support-Team lieferte immer einen perfekten Job ab, egal ob Technik-, Massage, Rescue- oder Verpflegungsteam. Die Pausenzeiten wurden immer über das Megafon angesagt, meist waren es 20 Minuten. Frisch gestärkt ging es dann in die Abfahrt nach Innsbruck. Die Kilometer auf unseren Fahrradcomputern sammelten sich so langsam an und als nächste Verpflegungsziele standen Imst und danach St. Anton an. In St. Anton hatten wir 30 Minuten Pause, um uns nochmals ausgiebig für den bevorstehenden Anstieg auf den Arlberg zu stärken. In St. Christoph oben gab es nochmals Getränke und eine Kleinigkeit zu essen, bevor wir dann bei mittlerweile sehr warmen Temperaturen die Abfahrt in Angriff nahmen. Im weiteren Verlauf ging es auf der traditionellen „Highlander-Strecke“ in Richtung Hohenems. Danach fuhren wir als Konvoi - gesichert von unzähligen Motorrad-Marshalls - durch Bregenz. Wir mussten übrigens dank der Motorrad-Crew an keinem Kreisverkehr, an keiner Kreuzung und auch an keiner roten Ampel anhalten. Die Motorradpolizisten aus Südtirol, Tirol, Vorarlberg, Bayern, Baden Württemberg und vor allem die Motorrad-Marshalls haben uns die Straßen-Hoheit auf eine sehr beeindruckende Art und Weise ermöglicht. Vielen Dank!

Das Grande Finale wurde dann endgültig bei der letzten Haltestelle in Tettnang eingeläutet. Hier stieg noch eine Sponsoren-Radgruppe mit „Volksbänkern“ und das Junioren-Bundesligateam der Leutkircher Bank ein. Alle wurden nochmals mit Cola versorgt und für die bevorstehende Einfahrt auf den Marienplatz in Ravensburg eingestimmt. Was sich dann tatsächlich auf dem Marienplatz abspielte, war unbeschreiblich. Schätzungsweise mehr als 1.000 Zuschauer sorgten für Stimmung - uns allen lief es eiskalt den Rücken runter. Alleine dieses Erlebnis lies die etwas ermüdeten Muskeln sofort wieder erwachen. Unsere Körper waren bis oben hin gefüllt mit Endorphinen oder anderen Glückshormonen. Nach einer schnellen Dusche ging es in den VIP-Bereich für Teilnehmer, wo es ein sehr leckeres Essen gab. Mit einem „Erdinger Alkoholfrei“ stießen Herbert, Pat und ich auf dieses unvergessliche Erlebnis an, bevor wir doch etwas müde den Heimweg antraten.

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Viele Zuschauer…

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…und super Stimmung in Ravensburg

Was bleibt? Ich habe beruflich und auch im Vereinsleben sehr viel mit Organisation zu tun. Was dieses Orga-Team um Horst und Tobi auf die Beine gestellt hat, kann man jedoch kaum in Worte fassen. Ich versuch es mal auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise: Wäre ich ein Event-Kritiker und hätte jedes noch so kleine Detail bewerten müssen, dann befänden sich auf meinem Abschlussbericht keine Verbesserungsvorschläge.

Ich denke mal, dass für solche Leistungen das Wort "PERFEKT" erfunden wurde.

Leistungsdaten & Streckenprofil
offizielle Pressemitteilung
Film - Fahrer Portraits (vimeo)
Film - Einfahrt in Ravensburg (vimeo)